Donnerstag, 25. Oktober 2007
Aderlass
Abends so gegen zehn taucht dieser distinguierte Mitsechziger bei uns in der Ambulanz auf.
„Mich drückts so im Kopf!“ sagt er.
Aha.
Das hat er übrigens öfters. Dann geht er zum Hausarzt und der Hausarzt macht dann immer einen Aderlass.
Aha.
Aber der Hausarzt hat gerade Urlaub und die Vertretung taugt nix also dann lieber ins Krankenhaus, und das hat den Vorteil dass man bedenkenlos auch abends um zehn aufkreuzen darf.
Aha.
Die junge Kollegin hat gerade Dienst, jung, hübsch und lieb und frisch von der Uni und bemüht, es allen Recht zu machen.
„...also gut, ich habe ihm einen halben Liter Blut abpunktiert und dann eine Infusion angehängt...“ sagt sie morgens bei der Übergabebesprechung.
Chef schaut ein wenig verstört.
„Hätte ich das nicht machen sollen?“
„Na ja... Aderlässe waren vor zwanzig, dreißig Jahren mal populär...“
„Aber der Hausarzt...“
„Hat seit zwanzig, dreißig Jahren nichts mehr dazu gelernt!“
„Der Hausarzt könnte ihn doch auch zum Blutspenden schicken!“
„Nun ja... dann kann er aber nichts abrechnen!“
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