Freitag, 15. Mai 2009
Die Sache mit der Nachbarin (Teil 2) - oder: Tablettenabhängigkeit ist kein Spaß!
"Außerdem verschreibt mir mein Hausarzt immer nur die Zwanziger," fährt die Nachbarin fort, "das sind dann jeses Mal fünf Euro. Und mit der Packung komme ich gerade einmal gut eine Woche aus. Das geht ganz schön ins Geld. Könnten Sie mir nicht eine Fünfziger-Packung verschreiben?"
Sie wedelt mit ihrer Versicherungskarte vor meiner Nase herum.
Ich erkläre ihr vorsichtig nochmal, dass ichals Krankenhausarzt leider kein Rezept ausstellen darf.
Sie zieht von dannen.
Zehn Minuten später klingelt sie erneut.
"Und wie wäre es mit einem Privatrezept?"
Jeder Arzt darf ein Privatrezept ausstellen. Ich auch. Und sie weiss das. Und die Tatsache, dass sie das weiss, lässt tief blicken.
"Dann kriege ich Ärger mit dem Apotheker!" sage ich.
Sie schlurft von dannen.
Dann dreht sie sich noch einmal um.
"Sagen Sie mal, wenn ich von so einer Fünfzigerpackung alle auf einmal nehmen würde..."
"Dann wären Sie hin!"
"Und eine Zwanzigerpackung?"
Sie schaut mich mit glasigem Blick an, lacht heiser und schlurft zu ihrer eigenen Wohnungstür.
"Neee, ich tu's nicht" sagt sie.
Ich ziehe mich in meine eigene Wohnung zurück. Das Bier will mir nicht mehr schmecken.
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oh oh .....

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Oh je, das kommt mir bekannt vor. Und es ist unheimlich schwer diesen Menschen klar zu machen, dass sie ein ernsthaftes Problem haben...

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Wenn eine 20er-Packung wirklich noch für eine Woche reicht und nicht für 1-2 Tage, ist's ja noch im Rahmen. - Das später geschilderte Verhalten des Hausarztes allerdings ist nicht wirklich überzeugend, und wirkt auch nicht besonders verantworungsvoll. Leider ist es weitgehend problemlos möglich, auf diese Weise binnen nicht einmal eines Jahres auf > 20.000 Tabletten Diazepam und Flunitrazepam zu kommen (die man dann teilweise einnimmt und ansonsten zur Verbesserung des Einkommens ...); dazu muß man nur zwei, drei Dutzend Ärzte aufsuchen. Gerne auch mehrfach pro Woche. Gedanken macht sich da offenbar niemand. Und die Kasse zahlt. (Die Verschreibungen auf Privatrezept sind da nicht einmal erfaßt, weil nicht reproduzierbar.)

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