Freitag, 12. Juni 2009
Darf man sich in eine Patientin verlieben?
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Zehn Uhr abends am Feiertag.
Der Dienst ist bislang ruhig geblieben. Ab und zu mal eine Aufnahme, ab und zu mal eine Kleinigkeit in der Ambulanz, dann Braunülen und der übliche Kram auf Station.
Jetzt sitzt Medizynicus im Arztzimmer, tut so als ob er Briefe diktieren würde und surft nebenbei ein wenig im Netz.
Es klopft an der Tür.
Frau D. steht davor.
“Kann ich reinkommen?”
“Die brauchst Du… ähem, die brauchen Sie nicht!”
Frau D. ist sechsundzwanzig Jahre alt. Sie studiert Romanistik und arbeitet nebenbei als Stewardess. Irgendwo in Timbuktu oder so ist sie auf der Gangway ausgerutscht und hat sich den Fuß gebrochen, dummerweise hat dann da erstmal irgendso ein Kurpfuscher in Timbuktu herumgebastelt und der hat die Sache völlig versaut.
Irgendwann haben sie Frau D. dann zurück nach Europa geflogen, in das heimatnahe Krankenhaus Bad Dingenskirchen. Und da liegt sie jetzt seit drei Wochen auf der Chirurgie und ist mehrfach operiert worden weil es wohl eine ziemlich komplizierte Fraktur war.
Frau D. war ziemlich frustriert deswegen.
“Wie kann ich Ihnen helfen?”
Frau D. schaut sich etwas hilflos um und setzt sich dann. Sie ist eher zierlich gebaut, dunkelblond, klasse Figur und wunderschöne Augen.
Sie lächelt etwas verlegen.
“Ich… ich werde morgen entlassen!”
“Das freut mich für Sie.”
Nee, das freut mich gar nicht, will ich sagen, Du sollst hier bleiben, am besten für immer.
“Ich wollte mich nur verabschieden.”
“Danke.”
Vor zweieinhalb Wochen sind wir uns zum ersten Mal begegnet. In der Cafeteria. Die wird bekanntlich von Patienten und Personal gleichermaßen genutzt. Frau D. stand in der Schlange vor mir und wusste nicht, wie die Salatbar funktionierte. Ich habe es ihr gezeigt und sie hat sich bedankt und ganz süß gelächelt dabei. Ein paar Tage später habe ich sie wiedergetroffen.
Ich hatte Dienst und sie hatte mich gefragt, ob ich sie am Abend für zwei Stunden beurlauben kann.
“Aber nur, wenn Sie unterschreiben, daß Sie auf eigenes Risiko…”
“Mach ich doch, selbstverständlich.”
Lächelnd hat sie den entsprechenden Wisch unterschrieben.
“Was haben Sie denn vor?” habe ich gefragt.
“Ins Kino. Magst Du mitkommen?”
Ich bin knallrot geworden.
“Äh… hab leider Dienst, wie Du.. wie Sie sehen!”
“Dann morgen vielleicht?”
“Dann kennst Du den Film ja schon!”
Sie hat abermals gelacht und ihr Lachen klang wirklich süß.
Und morgen wird sie also entlassen.
Wir schweigen. Irgendwie wissen wir beide nicht, was wir sagen sollen.
“Und wann geht’s wieder nach Timbuktu?” frage ich.
Sie lacht.
“Kommst Du mit auf den Balkon eine rauchen?”
“Ich rauche nicht.”
“Ich auch nicht. Aber wir können ja trotzdem auf den Balkon.”
Dann stehen wir beide auf dem Balkon. Es ist eine wunderschöne Spätfrühlingsfrühsommernacht. Sternklar und alles was dazugehört. Ich spüre sie neben mir, ich rieche ihr Parfum…
Und dann geht der Piepser.
Ich gebe ihr die Hand.
“Also… dann noch alles Gute.”
Sie drückt mir einen Zettel in die Hand.
“Meine Handynummer. Nur falls….”
“Danke!” sage ich und drücke ihre Hand. Lieber würde ich sie jetzt umarmen, aber…
“Nochmal danke… vielleicht… vielleicht sehen wir uns ja nochmal.”
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...und nochmal Raucher-Bashing
Letzens in der Notaufnahme.
Nachmittags um fünf, so’n Typ mit Blauem Auge und Platzwunde Hinterkopf. Eigentlich zu früh am Tag für sowas, aber er war auch nicht besoffen. Immerhin.
“Also, wie isn’ das passiert?” frage ich.
“Vorhin beim Boulettenbräter,” sagt er.
“Wusste gar nicht, daß man sich da Blaue Augen einfangen kann,” sage ich.
“Also, das war so…” fängt er an, “da gibts ja inzwischen einen Nichtraucherbereich…”
“Richtig so,” sage ich.
“…aber wenn Aschenbecher auf dem Tisch stehen, dann darf man rauchen. Und das habe ich getan. Und dann kommt da so ein Typ und will mir das verbieten!”
“Warum?”
“Er meint, hier sei Nichtraucherbereich. Deutet auf so ein Schild. Aber bei mir aufm Tisch warn Aschenbecher. Also durfte ich rauchen.”
“Was haben Sie getan?”
“Gar nichts. Hab weitergeraucht.”
“Und er?”
“Hat rumgemeckert.”
“Und?”
“Ich hab gar nichts gemacht. Ich bin ein friedlicher Mensch.”
“Aber?”
“Er hat behauptet, ich würde seine Kinder belästigen. Zwei so rotznasige Kröten…”
“Waren Sie nun im Raucher- oder im Nichtraucherbereich?”
“Ich hab doch gesagt, da stand n Aschenbecher aufm Tisch. Ob da irgendwo ein Schild hing weiß ich nicht. Ist auch egal. Ich hab ihm gesagt, was er mich mal kann und mir noch eine angesteckt…”
“Und er?”
“Er hat behauptet, seine Kinder fühlten sich belästigt…”
“Das sagten Sie schon.”
“Und dann hat er mir in die Cola gespuckt. Können Sie sich das vorstellen? Rotzt der Typ mir da einfach so in die Cola. Sowas lass ich mir natürlich nicht bieten! ich steh also auf und ihm eine gelangt. Daraufhin schüttet er mir die Cola ins Gesicht. Naja… irgendwann der kam der Geschäftsführer und schmeisst uns beide raus. Und ich rutsche auf der ausgeschütteten Cola aus und hau mich an der Tischkante an…”
Nein, ich hatte kein Mitleid mit ihm.
Und wenn sich der unbekannte Colaspucker mal bei mir meldet, verleihe ich ihm einen Orden!
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