Freitag, 5. Juni 2009
Wie man schlechte Nachrichten überbringen sollte (Teil 3)
Es ist nun einmal so: Ab und zu müssen wir Ärzte unseren Patienten schlechte Nachrichten überbringen. Das tun wir nicht gern. Und manche von uns drücken sich gerne davor.
Früher glaubte man einmal, es sei “schonender” für die meisten Patienten, schlechte Nachrichten nicht zu erfahren und in einigen Ländern hat sich bis heute eine Kultur des “nicht wissen Wollens” erhalten. Patienten werden über ihre Diagnosen im Unklaren gelassen.
Gut ist das nicht.
Es gibt nämlich inzwischen mehrere wissenschaftliche Studien darüber, und dabei ist herausgekommen, daß die meisten Menschen die Wahrheit – auch wenn es eine Unangenehme ist – besser ertragen können als die Ungewissheit. Die meisten wenigstens. Nicht alle.
Aber wie bringt man “es” dem Patienten bei?
Also gut. Medizynicus ist heute einmal Musterschüler.
Er nimmt sich Zeit.
Zuvor hat er die Krankenakte sorgfältig durchgelesen und alle Befunde geprüft und eventuell noch einmal mit Oberarzt und anderen Kollegen gesprochen.
Außerdem hat er in den letzten Tagen mit dem Patienten und seinen Angehörigen gesprochen und versucht, herauszufinden, ob der Patient die Diagnose wissen will. Gegebenenfalls hat er einen Gesprächstermin vereinbart, bei dem auch einer der Angehörigen anwesend ist.
Und er hat einen Ort ausgeguckt, an welchem man ungestört ist: ein Arztzimmer, eine Sitzecke, und wenn es denn das Krankenzimmer sein muss weil der Patient z.b. bettlägerig ist, dann hat er dafür gesorgt, dass möglichst kein unerwünschter Zuhörer zugegen ist.
Und dann atmet er einmal tief durch.
Er betritt das Zimmer, ohne Hektik, begrüßt den Patienten und die Angehörigen und stellt sich gegebenenfalls noch einmal vor.
Nach einer kurzen Einleitung (z.b. “Sie wissen ja, wir haben verschiedene Tests durchgeführt…”) kommt er zur Sache. Und zwar knapp, präzise und in allgemeinverständlichen Worten.
Und dann hält er erst einmal den Mund.
Er ist darauf gefaßt, daß es Tränen geben könnte, vom Patienten selbst oder von seinen Angehörigen.
Er beantwortet Rückfragen knapp, präzise und Verständlich.
Er schaut seine Gesprächspartner an.
Und er beendet das Gespräch, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist, nicht zu früh und nicht zu spät.
Und er sorgt dafür, daß der Patient in der nächsten Zeit nicht allein ist, dass entweder Angehörige bei ihm sind oder falls nicht dann ab und zu jemand nach ihm schaut.
Und: Er sagt den Schwestern und seinen Kollegen, was er getan hat. Natürlich dokumentiert er es auch in der Akte, aber das ist jetzt erst einmal nicht ganz so wichtig…

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