Montag, 11. Mai 2009
Leichen im Keller
Es gibt gute Ärzte und es gibt schlechte Ärzte, aber irgendwie hat jeder seine Leichen im Keller liegen, was gelegentlich sogar ziemlich wörtlich zu sehen ist.
Ab und zu schaft es mal ein Kollege in die Schlagzeilen.
So wie Dr. U. aus W.
Dr. U. ist in seinem normalen Leben Hausarzt und Schönheitschirurg in W. Vor etwa einem Jahr machte er sich eines abends nach Praxisschluss auf den Weg nach England um dort einen gut bezahlten Notdienst zu machen.
Nach langer Reise im Flugzeug und Mietwagen kam er völlig übermüdet an seinem Einsatzort an und - hey, Bingo - verabreichte einem Patienten die zehnfache Menge eines starken Schmerzmittels (Diamorphin - auch bekannt als Heroin). In der Junkie-Szene nennt man so etwas auch den "goldenen Schuss".
Der Doktor hat's überlebt, der Patient nicht.
Der Doktor flog wieder zurück, zahlt fünftausend Euro Strafe und bekommt neun Monate Knast auf Bewährung und darf seine Praxis weiter führen.
Der Fall wirft eine Menge Fragen auf.
Eine ziemliche Menge an Fragen.

p.s.: Auch Krankenschwestern werden ja hin und wieder mal mit mysteriösen Todesfällen in Zusammenhang gebracht...

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Auch Computerausdrucke sind "unleserlich"
wäre mir auch beinahe passiert:
Anruf aus dem Krankenhaus: meine 92-jährige Patientin wurde eingeliefert wg. Unterarmfraktur. Erbitten Dauerdiagnosen und Medikamentenplan. -> aus Computer ausgedruckt und hingefaxt.

1 Wo später: Pat. mit Gips entlassen. Im Entlassungsbrief u.a. "Methimazol 5x20 mg".

Im ersten Moment ärgere ich mich, dass die auf der Chirurgie mal wieder an der Dauermedikation einer seit Jahre bestens eingestellten Schilddrüsenüberfunktion herumdiagnostiziert und -gebastelt haben und schreibe schon die neue Verordnung aus. Aber irgend etwas kommt mir doch spanisch vor. Vorher 5 mg/Tag und jetzt 100 mg???

Vorsichtshalber ruf ich noch mal im KH an. "Ja, ja", meint die Kollegin, "das ist doch die Dosis, welche die Patientin schon vorher erhalten hat?". Ich schaue auf den gefaxten Ausdruck, da steht "Methizol 5 mg 100 Stck".

Ich sage das und merke schon, wie die Kollegin am andern Ende der Leitung blass wird. Sie fragt nochmal "nicht 100 mg?", "nein, 5 mg, 100 Tabletten"....

Wir habe uns dann darauf geeinigt, dass ich die Patientin schnellstens wieder einweise, zur Überwachung für die nächsten Tage. Glücklicherweise hat sie's problemlos weggesteckt - die Alten sind halt zäh - und noch weitere 3 Jahre glücklich und "gesund" weitergelebt.

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Genau: Unleserliche Handschriften, telefonische Übertragungsfehler, "Stille Post"-Fehler (Frage an den Patienten: Was nehmen Sie denn - Aus der unverständlichen Antwort reimt man sich halt etwas zusammen), Vertipper in Briefen, entweder selbst vertippt oder beim Korrigieren nicht entdeckt... solche Dinge können in unserer Branche lebensentscheidend sein!

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Wenn ich dran denke was ich allein schon beim Kurvenverlängern an Übertragungsfehlern gefunden habe läuft es mir jedes Mal kalt den Rücken runter.

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Soll ich mal anfangen, was ich schon alles wegen falschen Dosierungen, Augmentin bei Penicillinallergie und Interaktionen interveniert habe?
Dafür unterlaufen auch mir gelegentlich Fehler - wenn ich das vom Arzt aufgeschriebene nicht richtig entziffern kann und das meine Kollegin später beim Rezeptkontrollieren merkt. Zum Glück war da bis jetzt noch nichts lebensbedrohliches drunter - und das bleibt hoffentlich auch so.

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