Medizynicus

Ort der Handlung: Kreiskrankenhaus Bad Dingenskirchen, Notaufnahme.
Zeit der Handlung: Abends am Wochenende / Feiertag
Die Akteure: 1.) Dr. Medizynicus 2.) Frau Tusnelde von Tussenstein mit ihren zwei Kröten äh... Bälgern Justin-Däiwid (5) und Angelina (1)
= Vorhang auf =
Frau von Tussenstein: Meine Kinder husten.
Medizynicus: ?
Frau von T.. Ja, hören Sie nicht?
Dschastin-Däiwid: Hust-Hust
Angelina: Wäääähhh!
Medizynicus: ?
Frau von T.: Also, seit drei Tagen schon husten sie und es wird nicht besser
Medizynicus: ?
Frau von T.: ...Ja, und der Kinderarzt hat ja über die Feiertage zu...
Medizynicus: ?
Frau von T.: ...und zur Vertretung, nee, da gehn wir nich'...
Medizynicus: ?
Frau von T.: ...Weil Vertretung und Notdienst, das ist immer so unpersönlich, nee, da gehn wa nich mehr hin!
Medizynicus: Hört Kinder ab, alles OK, Kein Fieber, alles kerngesund, abgesehen vom Husten
Frau von T.: Ja, und jetzt?
Medizynicus: !
Frau von T.: Kriegen wir kein Rezept?
Medizynicus: !
Frau von T.: Was ist denn das hier fürn Sch####laden hier? Jetzt sind wir extra hierher gekommen? Da hätten wir doch auch genauso gut zu Hause bleiben können
Medizynicus: !!

Es ist schon eine Weile her, aber angeregt durch einen Beitrag bei Pharmama gebe ich diese Geschichte gerne noch einmal zum Besten:

Irgendwo zwischen Mittagsbesprechung und der siebten Aufnahme tauchte plötzlich dieser Pharmareferent auf. Nicht irgendeiner, sondern der von Pfizer, seines Zeichens Hersteller von Viagra.
Er versuchte, uns weis zu machen, dass dass sich viele Männer nicht trauen würden, das Problem Erektionsstörungen beim Arzt offen anzusprechen (was bekanntlich wahr ist) und wir sollten die Patienten doch von mir aus darauf ansprechen...
Als ob wir sonst nichts zu tun hätten!
Nee, Prozente hat er uns nicht geboten. Noch nicht einmal Proben seiner Ware (als ob ich die nötig hätte! Pah!).
Nur so ein paar Kugelschreiber.
Die habe ich dann abends beim Bier in der Stammkneipe lässig in die Hemdtasche gesteckt.
Beim dritten Bier spürte ich dann eine Hand auf meiner Schulter. Ein etwas angeduselter Herr in den Besten Jahren hat mir doch glatt einen Hunderter für diesen Stift geboten!
Er hat ihn nicht bekommen.
Nee, da war mein Stolz doch größer.

p.s.: Mal sehen, ob es der Beitrags-Titel in die "Best Of" schafft!

Tja, dreimal dürft ihr raten, wo Medizynicus seine Ostereier suchen wird. Aber es gibt Hoffnung: In der Karwoche gelten für öffentliche Tanzveranstaltungen und andere Vergnügungen - so O-Ton Behördendeutsch - drastische Einschränkungen, habe ich grade in der Frühbesprechung gehört.
Das heisst: Das "Delirium" - unser örtlicher Wallfahrtstempel komasaufender Jugendlicher - ist bis Samstag geschlossen.
Wenn das mal keine gute Nachricht ist!

Rauchen ist uncool.
Immer mehr öffentliche Gebäude werden zu Nichtraucherzonen, und das ist gut so.
Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da durfte man sogar in Krankenhäusern rauchen.
Ich erinnere mich noch zu gut... als Studi auf meiner meiner ersten Famulatur (=Krankenhauspraktikum für Medizinstudenten).
Da gab es ein Arztzimmer von der Größe einer mittleren Besenkammer. Zwei Schreibtische, ein Telefon, fünf Stühle. Da musste man Briefe diktieren, mit Angehörigen telefonieren (und auch ab und zu mal Angehörige zu Gesprächen hineinbitten) und all den üblichen Krankenhaus-Papierkram erledigen.
Und es war der einzige Raum, in dem geraucht werden durfte.
Es gab zwei Stationsärzte, einen Oberarzt, einen PJler und mich. Und alle außer mir rauchten. Und zwar Kette.
Könnt Ihr Euch vorstellen, wie meine Klamoten am Abend gerochen haben?
Ich sage Euch, Rauchen ist nicht nur Kindes- sondern auch Studentenmisshandlung...

Siehe auch: Assistenzarzt-Blog