Freitag, 15. August 2008
Gewalttätige Patienten
...ein Dauerbrennerthema in Mediziner-Blogs. Gewalttätige Patienten sind übrigens nicht zu verwechseln mit den Bananenbiegern.

Assistenzarzt (der ja eigentlich eine Assistenzärztin ist) hat da letztens einen ausführlichen Beitrag geschrieben.
Wir alle haben da wohl so unsere Geschichten zu erzählen...

So richtig schummerig wurde mir aber beim Lesen dieses Spiegel-Artikels heute.

Dass da in den östlichen Bundesländern immer wieder mal Neonazis randalieren und den einen oder anderen Menschen totschlagen, daran haben wir uns ja leider inzwischen gewöhnt. Auch der Bürgermeister schaut weg. Es trifft ja immer nur die Anderen.

Allerdings hat dieser Nazi-Schläger auch in einem Krankenhaus randaliert und einen Arzt angegriffen. Ich weiss nicht, wie ich in so einer Situation reagieren würde....

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Nochmal: Anonymität im Netz
Merke: Alles, was man im Netz sagt, kann gegen einen verwendet werden - und zwar auch noch nach drei Jahren.
Vor einiger Zeit habe ich im Netz eine Patientin entdeckt: Eine von der Sorte, bei denen man sehr vorsichtig sein sollte mit dem, was man denen gegenüber sagt.
Eine Patientin, welche unter einer Borderline-Persönlichkeitsstörung litt.
Solche Leute gehen nämlich wirklich hin und recherchieren nach... es war ein unangenehmes Erlebnis. Und leider hat es doch eine andere Qualität als wenn man jemanden zufällig in der Stadt oder auf dem Jahrmarkt sieht...
Es ist einfach so.
Hier im Blog leiste ich mir ab und zu einmal die eine oder andere flapsige Bemerkung, die ich nicht unbedingt auf die Goldwaage legen möchte - und wenn der eine oder andere sie in den falschen Hals kriegt, dann soll er einfach wegklicken (oder von mir aus auch einen Kommentar schreiben).
Wie im richtigen Leben eben...

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Parken und Krankenhäuser
Um arbeiten zu können, muss ich dort erstmal hinkommen. Meine Wohnung ist nunmal ein Stück weit vom Krankenhaus entfernt. Früher, da habe ich auch in Krankenhaus-Wohnheimen und Appartments gewohnt, aber diese Zeit ist zum Glück lange vorbei...
Also gut. Ab und zu will ich etwas für meine Fitness tun und fahre mit dem Rad - meistens aber sinkt doch die Bequemlichkeit und ich nehme das Auto.
Das hat zur Folge, dass ich dieses auch irgendwo in Krankenhausnähe abstellen kann. Zu diesem Zweck gibt es einen Angestelltenparkplatz. Um dort parken zu dürfen, muss man bei der Verwaltung einen Schrieb beantragen, den man auch normalerweise problemlos bekommt.
Leider gibt es mehr Angestellte als Parkplätze. Auf Gutdeutsch: Es gilt das Windhundprinzip. Anders gesagt: Wenn man mal spät dran ist, schaut man durch die Röhre.
Jetzt gibt es auch noch einen Besucherparkplatz - so einen mit Automat und bezahlen und Parkschein ziehen. Letztens habe ich es gewagt, dort zu parken, lege brav meinen Mitarbeiter-Parkausweis in die Windschutzscheibe - und trau am Nachmittag meinen Augen nicht: Da prangt doch am Scheibenwischer ein Knöllchen.
Protest bei der Verwaltung hilft nichts: Der Besucher-Parkplatz gehört nicht dem Krankenhaus, sondern der Stadt... jetzt rufe ich da nochmal an. Man hat ja sonst nichts zu tun!
neues Arzt-Blog von Medizynicus

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Montag, 11. August 2008
"Falsche" Notärzte?
Der Krangewarefahrer zitiert eine Geschichte, in der es darum geht, dass ein Mensch starb, weil er nicht den Notarzt sondern den KV-Notdienst angerufen hat.

http://krangewarefahrer.de/2008/07/30/falsche-notarzte/

Naja, das kann man so sehen oder so.
Ein Notarzt ist ein Notarzt und Teil eines Teams mit NAW und RTW Equipment.

Ein KV-Notdienst-Arzt ist kein Notarzt und will auch keiner sein.

Es ist ein Niedergelassener Doc, der oft eigentlich gar keinen Bock auf diese Dienste hat aber nunmal dazu verpflichtet ist und in der Regel völlig auf sich gestellt ist. Oft ist es auch ein Vertreter - also zum Beispiel so einer wie ich, der eigentlich im Krankenhaus arbeitet und diese Dienste nebenher macht um sich etwas dazu zu verdienen.

Natürlich wissen wir, dass sich hinter diffusen "Bauchschmerzen" und Zahnschmerzen auch mal ein akuter Herzinfarkt verbergen kann.
Aber was man als Krankenhaus-Doc nicht so mitbekommt, sind die vielen Fälle, in denen Bauchschmerzen wirklich nur Bauchschmerzen waren... wenn ein Hausarzt jeden Patienten, der nachts mit Bauch- oder Zahnschmerzen anruft einweisen würde, würde ich mich als Notaufnahme-Doc aber herzlich bedanken!
Obwohl natürlich... besser einmal zu viel als einmal zu wenig...
neues Arzt-Blog von Medizynicus

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Sonntag, 10. August 2008
Schlaganfall oder doch nicht? Oder: Hausärzte sind gar nicht so dumm!
Notarzteinsatz.
Nachts um halb eins, Verdacht auf Schlaganfall.
Wir Rotjacken stehen vor der Wohnungstür.
Auf unser Klopfen hören wir von drinnen eine Stimme:
"Ich kann doch nicht aufmachen, ich bin doch gelähmt!"
Was machen wir jetzt? Tür eintreten? Dürfen wir das überhaupt? Müssen wir jetzt die Polizei holen.
Dann geht unten die Haustür und jemand stürmt die Treppen hoch: der Hausarzt.
Er schiebt uns unsanft zur Seite.
"Laßt mich mal machen!"
Mit einem geübtem Ruck öffnet er die Wohnungstür.
"Die ist nie abgeschlossen!" sagt er mit einem Seitenblick zu uns bevor er sich dem Patienten zuwendet.
"Was ist los? Machst Du wieder alle Welt verrückt? Sei bloß ruhig und geh gefälligst ins Bett!"
Der Hausarzt dreht sich wieder um.
"Das macht der immer so. Der hat nichts. Ist nur besoffen!"
Er packt seine Tasche und verschwindet ohne ein weiteres Wort wieder im Treppenhaus.
Wir sind ratlos.
Ich trete zum Patienten.
"Tuts irgendwo weh?"
Er schüttelt den Kopf.
"Können Sie das rechte Bein bewegen?"
"Geht nicht...."
"Und das linke?"
Kein Problem.
Was sollen wir tun? Ich bin nicht bereit, auf die Drei-Sekunden-Blickdiagnose des Hausarztes hin einen Apoplex auszuschliessen, auch wenn er offensichtlich betrunken ist.
Der Patient ist bereit, ins Krankenhaus mitzukommen.
Wir wollen ihn auf die Trage schnallen, aber er winkt ab, besteht darauf, selbst hinunter zum Wagen zu gehen, kann jetzt merkwürdigerweise wieder gehen, wenn auch ein bißchen schwankend.
Im Krankenhaus angekommen ist von Halbseitenlähmung nichts mehr zu spüren. Allerdings hat er eine lange und beiendruckende Krankengeschichte, hatte mal einen Herzinfarkt und Herzrhythmusstörungen (bekanntes VHF mit TAA für die Mediziner unter den Lesern - Marcumar ist ihm mal verordnet worden, nimmt er aber nicht und natürlich ist er Alkoholiker).
Am nächsten Morgen - inzwischen wieder nüchtern - will er wieder heim und geht auf eigene Verantwortung.
Hatte der Hausatzt nicht doch recht gehabt?
neues Arzt-Blog von Medizynicus

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