Montag, 23. Februar 2009
Rauchen ist Kindesmisshandlung
Neulich im Notdienst, sonntags abends um zehn.
"Mein Kind Hustet!"
(Na und? will ich fragen, tu es aber nicht)
"Und wie lange?"
"Seit zehn Tagen!"
(Und was machen Sie dann heute hier, Sonntags abends um zehn, will ich fragen, tu es aber nicht)
"Und was haben Sie schon getan?"
"Alles! Aber nutzt nichts!"
Also Kind untersucht: Quietschfideles Fünfjähriges. Kein Fieber, Hals ein wenig gerötet, bischen vergrößerte Lymphknoten, Lunge frei.
"Also probieren Sie es mal mit Dampf inhalieren, heiss baden, viel trinken, Ruhe, und vielleicht Hustensaft zur Nacht!"
Und dann gehts los:
Mutter reißt Kind am Arm:
"Komm Lisa-Marie-Chantelle, der Dokta sacht Du hast nix und Du sollst Dich nicht so anstellen! So, und jetzt muss Mama erstma eine rauchen!"
Genau das hat der Dokta zwar nicht gesagt, aber Mama muss trotzdem erstmal eine rauchen und deswegen fragt der Dokta jetzt mal nach.
"Nee, Herr Dokta, ich rauche doch nicht in Ihrer Nähe!"
Der Dokta fragt sich, wie das wohl technisch möglich sein soll. Stellt sie sich draussen bei Wind und Regen zehn Meter weit weg vom Kind? Und im Auto macht sie zumindest das Fenster auf wenn sie raucht, aber nur dann, wenn sie nicht friert, weil es sind ja schon viele erfroren aber noch keiner erstunken.
"Aber Sie wissen ja, Passivrauchen...."
"Neee, Herr Dokta, ich rauche zu Hause nur auf dem Balkon."
Oder am Fenster. Oder auf dem Klo. Oder in der Küche. Oder wenn schon im Kinderzimmer, dann blase ich dem Kind Qualm wenigstens nicht direkt ins Gesicht. Zumindest meistens nicht.
Liebe Frau, will der Herr Dokta sagen, es ist Ihnen völlig selbst überlassen, ob Sie möchten, dass Ihr Kind gesund wird. Oder halt auch nicht. Wenn Sie weiterqualmen wird es jedenfalls weiterhusten, das kann ich Ihnen versichern. Vielleicht kriegts dann irgendwann Asthma. Aber selbst wenn es an einem Asthmaanfall stirbt, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, Sie kommen dann schon nicht ins Gefängnis.
Rauchen im Kinderzimmer steht in Deutschland schliesslich nicht unter Strafe.
Die einen Eltern kümmern sich um ihre Kinder, die anderen halt um ihr Zigarettchen. Das ist doch auch was feines, nicht wahr?
Das will der Herr Dokta sagen.
Tut er dann aber doch nicht.

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