Sonntag, 7. Juni 2009
Was man für eine Ärztesoap braucht


Assistenzarzt hat mich hierzu inspiriert:
Wenn wir unsere eigene Ärztesoap schreiben dürften – was für Charaktere müssten wir casten?
Also: Ort der Handlung ist natürlich das Kreiskrankenhaus Bad Dingenskirchen, was sonst. Und die Akteure sind:
1.) Der Chef. Der Chef ist der Chef und heißt auch so. Natürlich hat er auch einen Namen, aber der steht nur vorn auf dem Schild in der Eingangshalle, sonst wagt es niemand, ihn auszusprechen. Alle reden nur ehrfürchtig von “DEM Chef” und wenn man ihn anredet, dann mit “Herr Chefarzt”.
2.) Der alte Oberarzt. Würde gerne Chef werden und hat inzwischen bald das Alter erreicht, welches Verwaltungsdirektoren dazu veranlaßt, sich im Zweifelsfall für einen Jüngeren zu entscheiden. Dieses Manko kompensiert er durch Porsche, Goldkettchen und Schnauzbart.
3.) Der junge Oberarzt: Großgewachsen, gutaussehend, jung, dymamich, nett, und der Schwarm aller Schwestern. Fachlich aallerdings… reden wir besser nicht drüber.
4.) Der alte Dauerassistent: Schon seit über zehn Jahren am Krankenhaus, inzwischen deutlich älter als der junge Oberarzt und Kraft seiner Berufs- und Lebenserfahrung auch fachlich deutlich besser als dieser. Die Schwestern schätzen ihn als jemanden, auf den man sich verlassen kann. Aber kein Womanizer sondern Kumpel-Typ. Er ist ein bißchen langsam, und vor allem nimmt er kein Blatt vor den Mund und wird daher niemals Oberarzt werden.
5.) Die junge Assistenzärztin: Frisch von der Uni. Attraktiv (trotz Brille), engagiert, ehrgeizig weiß zumindest theoretisch sehr viel, aber verzweifelt an der Praxis im Biotop Krankenhaus. Die Schwestern mögen sie, aber nehmen sie nicht so recht für voll.
6.) Die Oberschwester. Ein Drachen, wie er im Buche steht. Standardspruch Nr. 1: “Ich und der Chef haben beschlossen…” Standardspruch Nr. 2: “Das haben wir schon seit zwanzig Jahren so gemacht…”
7.) Die engagierte Schwester, ledig, Anfang Vierzig
8.) Die junge, engagierte und attraktive Schwester

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Samstag, 6. Juni 2009
Schlechte Nachrichten (Teil 4): Vorsicht! Der ist ziemlich flach....
Kommt 'n Mann zum Arzt.
Mann: Herr Doktor, was ist los mir mir?
Arzt: Sie haben Krebs und werden sterben!
Mann: Ich muss wirklich sterben?
Arzt: Ja
Mann: Und es gibt keine Hoffnung mehr?
Arzt: Nein.
Mann: Und Sie können gar nichts machen?
Arzt: Doch.
Mann: Ich wusste, Sie sind ein Held. Was denn?
Arzt: Ich könnte Ihnen ein paar Fangopackungen verschreiben... Mann: Und die helfen?
Arzt: nicht direkt, aber....
Mann: ...aber?
Arzt: Sie gewöhnen sich schon einmal an den Geruch von feuchter Erde...

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Wie man schlechte Nachrichten überbringen sollte (Teil 3)
Es ist nun einmal so: Ab und zu müssen wir Ärzte unseren Patienten schlechte Nachrichten überbringen. Das tun wir nicht gern. Und manche von uns drücken sich gerne davor.
Früher glaubte man einmal, es sei “schonender” für die meisten Patienten, schlechte Nachrichten nicht zu erfahren und in einigen Ländern hat sich bis heute eine Kultur des “nicht wissen Wollens” erhalten. Patienten werden über ihre Diagnosen im Unklaren gelassen.
Gut ist das nicht.
Es gibt nämlich inzwischen mehrere wissenschaftliche Studien darüber, und dabei ist herausgekommen, daß die meisten Menschen die Wahrheit – auch wenn es eine Unangenehme ist – besser ertragen können als die Ungewissheit. Die meisten wenigstens. Nicht alle.
Aber wie bringt man “es” dem Patienten bei?
Also gut. Medizynicus ist heute einmal Musterschüler.
Er nimmt sich Zeit.
Zuvor hat er die Krankenakte sorgfältig durchgelesen und alle Befunde geprüft und eventuell noch einmal mit Oberarzt und anderen Kollegen gesprochen.
Außerdem hat er in den letzten Tagen mit dem Patienten und seinen Angehörigen gesprochen und versucht, herauszufinden, ob der Patient die Diagnose wissen will. Gegebenenfalls hat er einen Gesprächstermin vereinbart, bei dem auch einer der Angehörigen anwesend ist.
Und er hat einen Ort ausgeguckt, an welchem man ungestört ist: ein Arztzimmer, eine Sitzecke, und wenn es denn das Krankenzimmer sein muss weil der Patient z.b. bettlägerig ist, dann hat er dafür gesorgt, dass möglichst kein unerwünschter Zuhörer zugegen ist.
Und dann atmet er einmal tief durch.
Er betritt das Zimmer, ohne Hektik, begrüßt den Patienten und die Angehörigen und stellt sich gegebenenfalls noch einmal vor.
Nach einer kurzen Einleitung (z.b. “Sie wissen ja, wir haben verschiedene Tests durchgeführt…”) kommt er zur Sache. Und zwar knapp, präzise und in allgemeinverständlichen Worten.
Und dann hält er erst einmal den Mund.
Er ist darauf gefaßt, daß es Tränen geben könnte, vom Patienten selbst oder von seinen Angehörigen.
Er beantwortet Rückfragen knapp, präzise und Verständlich.
Er schaut seine Gesprächspartner an.
Und er beendet das Gespräch, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist, nicht zu früh und nicht zu spät.
Und er sorgt dafür, daß der Patient in der nächsten Zeit nicht allein ist, dass entweder Angehörige bei ihm sind oder falls nicht dann ab und zu jemand nach ihm schaut.
Und: Er sagt den Schwestern und seinen Kollegen, was er getan hat. Natürlich dokumentiert er es auch in der Akte, aber das ist jetzt erst einmal nicht ganz so wichtig…

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Donnerstag, 4. Juni 2009
Schlechte Nachrichten (Teil 2) - Was sonst noch falsch laufen kann
Sechzehn Uhr fünfzehn. Eigentlich bald Feierabend. Und man hat noch Verschiedenes zu erledigen... und dann tauchen diese Angehörigen auf. "Wir müssen unbedingt mit dem Arzt sprechen. Es ist wichtig. und dringend."
Schwester schiebt die Gruppe von vier Leuten ins Arztzimmer. Ohne Vorwarnung. Ohne Anklopfen. Medizynicus räumt schnell alle Patientenunterlagen zusammen, wegen Schweigepflicht und so, deenn der eine von den Angehörigen schielt mit einem Auge auf das Krankenblatt, welches Medizynicus gerade in Arbeit hatte, welches den betreffenden Angehörigen aber nix angeht.
"Es geht um Herrn Schulte..." sagt ein Endfünfziger mit Schnauzbart und schütterem Haar.
Medizynicus kratzt sich am Kopf. Wer war nochmal Herr Schulte?
Schwester klopft an und bringt die Akte rein.
Ach ja. Herr Schulte. Kolonkarzinom. Inoperabel. Metastasen. Aber angesichts der schlechten Prognose geht es ihm verhältnismäßig gut. Er hat es mit Fassung getragen, als ich ihm die Diagnose heute früh bei Visite mitteilen mußte.
Geistig ist er jedenfalls voll dabei.
"Was hat unser Opa denn?" fragt eine von den Angehörigen, eine blondierte Mitfünfzigerin.
Medizynicus klappt die Akte zu.
"Gehen wir zu Ihrem Vater aufs Zimmer!"
"Nein!"
"Warum nicht?"
"Wir wollen nicht, daß er etwas davon erfährt!"
"Aha?"
"Sie...."
Die Dame bricht in Tränen aus.
"...steht es schlimm um ihn?"
Eigentlich darf Medizynicus jetzt gar nichts sagen, ohne den Patienten zu fragen. Eigentlich weiß er ja gar nicht wer diese Leute sind. Eigentlich weiß er gar nicht, ob der Patient möchte, daß sie über seine Krankengengeschichte Bescheid wissen.
Aber Medizynicus hat so etwas schließlich schon öfters erlebt. Man kann auch ohne Worte kommunizieren. Medizynicus sagt nichts und schaut die Gruppe nur mit ernstem Gesicht an, seufzt leicht und macht eine Handbewegung. Die Blondierte bricht in Tränen aus.
"Aber Sie dürfen ihm nichts sagen! Gar nichts! Verstehen Sie? Kein Wort dürfen Sie ihm sagen. Das verkraftet er sonst nicht!"
"Entschuldigen Sie, aber heute früh auf Visite..."
Der Schnauzbartträger starrt mich wütend an.
"Sie haben ihm doch nicht etwa irgendwas erzählt?"
Er schlägt mit der Faust auf meinen Schreibtisch.
"Das haben wir Ihnen nicht erlaubt! Das würden wir Ihnen niemals erlauben! Wie konnten Sie nur? Sie sind schuld, wenn er sich jetzt etwas antut! Jawoll, wir gehen jetzt zum Chefarzt, nein zur Verwaltung, komm Else, wir gehen uns beschweren..."
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