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Sonntag, 14. Dezember 2008
Man kann es ja mal versuchen.... (oder: herzlich Willkommen beim Gratis-Dealer)
medizynicus, 14:57h
Sonntag Morgen.
Medizynicus hat Dienst. Anruf von der Ambulanz: Kundschaft.
Ein junger Mann in Lederjacke mit nicht ganz gepflegtem Dreitagebart.
"Eigentlich nur 'ne Kleinigkeit, Herr Doktor. Tut mir schrecklich leid, daß ich Sie deswegen am Sonntag belästigen muss..."
Ich traue seiner schleimigen Höflichkeit nicht über den Weg. Was denn sein Begehr sei?
"Ich hab mein Rezept verloren!"
Aha! Nachtigal, ick hör Dir trapsen!
Auf seinem adventlichen Wunschzettel stehen Benzodiazepine ("Mein Doktor gibt mir immer die Extra-Starken, und ich fahre morgen früh für sechs Wochen in Urlaub, brauche also deswegen ein paar mehr...") und Opiate. Also Beruhigungs-und Schmerzmittel. Natürlich rezeptpflichtig und so gerade noch nicht unters Betäubungsmittelgesetz fallend.
Für solche Medikamente gibt es einen Schwarzmarkt.
Reden wir Klartext: Der gute Mann hat ein Suchtproblem.
Wenn er medizinische Hilfe benötigt, dann besteht diese nicht darin, ihm hier und jetzt seinen Wunsch zu erfüllen.
Das sage ich ihm - und prompt ist es auch vorbei mit der schleimigen Höflichkeit: Von jetzt an bin ich der schlimmste und herzloseste Doktor der Welt. Unter wüsten Verwünschungen und Drohungen zieht er schliesslich von dannen.
Medizynicus ist umgezogen! Hier gehts zum Neuen Blog.
Medizynicus hat Dienst. Anruf von der Ambulanz: Kundschaft.
Ein junger Mann in Lederjacke mit nicht ganz gepflegtem Dreitagebart.
"Eigentlich nur 'ne Kleinigkeit, Herr Doktor. Tut mir schrecklich leid, daß ich Sie deswegen am Sonntag belästigen muss..."
Ich traue seiner schleimigen Höflichkeit nicht über den Weg. Was denn sein Begehr sei?
"Ich hab mein Rezept verloren!"
Aha! Nachtigal, ick hör Dir trapsen!
Auf seinem adventlichen Wunschzettel stehen Benzodiazepine ("Mein Doktor gibt mir immer die Extra-Starken, und ich fahre morgen früh für sechs Wochen in Urlaub, brauche also deswegen ein paar mehr...") und Opiate. Also Beruhigungs-und Schmerzmittel. Natürlich rezeptpflichtig und so gerade noch nicht unters Betäubungsmittelgesetz fallend.
Für solche Medikamente gibt es einen Schwarzmarkt.
Reden wir Klartext: Der gute Mann hat ein Suchtproblem.
Wenn er medizinische Hilfe benötigt, dann besteht diese nicht darin, ihm hier und jetzt seinen Wunsch zu erfüllen.
Das sage ich ihm - und prompt ist es auch vorbei mit der schleimigen Höflichkeit: Von jetzt an bin ich der schlimmste und herzloseste Doktor der Welt. Unter wüsten Verwünschungen und Drohungen zieht er schliesslich von dannen.
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Samstag, 13. Dezember 2008
Winterzeit - Noro-Zeit
medizynicus, 23:52h
Es wird Winter. Und alle Jahre wieder taucht hier in Bad Dingenskirchen bei uns auf Station ein besonderer Gast auf.
Nein, nicht der Weihnachtsmann. Der Gast, den ich meine, ist viel, viel kleiner und ist der Auslöser einer kurzen, aber heftigen Durchfallerkrankung. Und er ist verdammt ansteckend: der gute, alte Noro-Virus. Wir kennen uns, wir duzen uns.
Im Nachbar-Krankenhaus sind letztes Jahr zeitweise ganze Stationen für mehrere Tage dichtgemacht worden. Bei uns war es nicht ganz so schlimm.
Das Dumme ist nun, dass dieses Virus nicht nur Patienten befällt, sondern auch Leute, die im Krankenhaus arbeiten. Gesundheitsamt & co sagen ganz klar: Wers hat, muss daheim bleiben.
Demnach wird die Personaldecke im Falle einer Epedemie immer dünner.
Und was tu ich nun, wenn ich morgen früh die Scheisserei bekommen sollte?
Wahrscheinlich weiterarbeiten.
Ich habe an diesem Wochenende Dienst und es gibt nun einmal einfach niemanden, der einspringen könnte.
So richtig legal ist das natürlich nicht.
Wie so vieles im Krankenhaus....
Nein, nicht der Weihnachtsmann. Der Gast, den ich meine, ist viel, viel kleiner und ist der Auslöser einer kurzen, aber heftigen Durchfallerkrankung. Und er ist verdammt ansteckend: der gute, alte Noro-Virus. Wir kennen uns, wir duzen uns.
Im Nachbar-Krankenhaus sind letztes Jahr zeitweise ganze Stationen für mehrere Tage dichtgemacht worden. Bei uns war es nicht ganz so schlimm.
Das Dumme ist nun, dass dieses Virus nicht nur Patienten befällt, sondern auch Leute, die im Krankenhaus arbeiten. Gesundheitsamt & co sagen ganz klar: Wers hat, muss daheim bleiben.
Demnach wird die Personaldecke im Falle einer Epedemie immer dünner.
Und was tu ich nun, wenn ich morgen früh die Scheisserei bekommen sollte?
Wahrscheinlich weiterarbeiten.
Ich habe an diesem Wochenende Dienst und es gibt nun einmal einfach niemanden, der einspringen könnte.
So richtig legal ist das natürlich nicht.
Wie so vieles im Krankenhaus....
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Freitag, 12. Dezember 2008
Auswandern?
medizynicus, 11:14h
Ärzte wollen weg aus Deutschland.
Warum?
Und vor allem: Dürfen die das?
oder: Sollen sie doch lieber hier bleiben?
Die Diskussion hierüber tobt schon seit Jahren und flackert immer wieder mal auf, zuletzt zum Beispiel in den Nachrichten vom anderen Ende der Medizin, hier ausgelöst durch einen Artikel in der "Zeit".
Fehlen die ausgewanderten Kolleginnen und Kollegen dann in Deutschland?
Deutschland ist eines der Länder mit weltweit höchster Ärztedichte.
Trotzdem taucht das Wort "Ärztemangel" inzwischen immer häufiger in den Medien auf.
Und Tatsache ist: Es gibt inzwischen immer mehr offene Stellen.
Der Stellen-Teil im "Deutschen Ärzteblatt" ist - auch heute wieder - ziemlich dick.
Nur: die Institutionen (Ärztekammern, KV, Fachverbände…) geben einem nirgendwo das Gefühl, dass man als junger Arzt wirklich willkommen ist.
Na ja... so lange bis man den Arbeitsvertrag unterschrieben hat wird man in der Tat umworben.
Aber sobald man seine Unterschrift unter das Dokument gesetzt hat, ist Schicht im Schacht:
Bezahlte Überstunden? Freizeitausgleich? Weiterbildung? Etwa gar Freistellung oder (man wagt ja gar nicht zu fragen) Kostenerstattung für externe Kurse?
Fehlanzeige.
Als Assistenzarzt will man seine Weiterbildung absolvieren.
Die Weiterbildungsordnungen der verschiedenen LÄKen sind ein Thema für sich. Tatsache ist, dass man nicht nur Aufnahmen machen, Dienste schieben und Briefe diktieren sollte sondern auch sonografieren, gastrosopieren oder operieren lernen sollte. Aber damit ist auch wieder Fehlanzeige.
Und wenn man dann endlich seine Facharztprüfung geschafft hat und entweder nach Oberarztstellen sucht oder sich niederlassen will geht es in genau dem Stil weiter…
Ich kann nur jedem Kollegen dringend raten, ins Ausland zu gehen so lange die Tür noch nicht zu ist und so lange man noch ungebunden ist!
Warum?
Und vor allem: Dürfen die das?
oder: Sollen sie doch lieber hier bleiben?
Die Diskussion hierüber tobt schon seit Jahren und flackert immer wieder mal auf, zuletzt zum Beispiel in den Nachrichten vom anderen Ende der Medizin, hier ausgelöst durch einen Artikel in der "Zeit".
Fehlen die ausgewanderten Kolleginnen und Kollegen dann in Deutschland?
Deutschland ist eines der Länder mit weltweit höchster Ärztedichte.
Trotzdem taucht das Wort "Ärztemangel" inzwischen immer häufiger in den Medien auf.
Und Tatsache ist: Es gibt inzwischen immer mehr offene Stellen.
Der Stellen-Teil im "Deutschen Ärzteblatt" ist - auch heute wieder - ziemlich dick.
Nur: die Institutionen (Ärztekammern, KV, Fachverbände…) geben einem nirgendwo das Gefühl, dass man als junger Arzt wirklich willkommen ist.
Na ja... so lange bis man den Arbeitsvertrag unterschrieben hat wird man in der Tat umworben.
Aber sobald man seine Unterschrift unter das Dokument gesetzt hat, ist Schicht im Schacht:
Bezahlte Überstunden? Freizeitausgleich? Weiterbildung? Etwa gar Freistellung oder (man wagt ja gar nicht zu fragen) Kostenerstattung für externe Kurse?
Fehlanzeige.
Als Assistenzarzt will man seine Weiterbildung absolvieren.
Die Weiterbildungsordnungen der verschiedenen LÄKen sind ein Thema für sich. Tatsache ist, dass man nicht nur Aufnahmen machen, Dienste schieben und Briefe diktieren sollte sondern auch sonografieren, gastrosopieren oder operieren lernen sollte. Aber damit ist auch wieder Fehlanzeige.
Und wenn man dann endlich seine Facharztprüfung geschafft hat und entweder nach Oberarztstellen sucht oder sich niederlassen will geht es in genau dem Stil weiter…
Ich kann nur jedem Kollegen dringend raten, ins Ausland zu gehen so lange die Tür noch nicht zu ist und so lange man noch ungebunden ist!
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